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BAD OEYNHAUSEN

Fichte sticht, Tanne nicht

Weihnachtsbaum-Verkauf hat begonnen / Preise bleiben stabil

Frank Sielermann hantiert mit dieser Blaufichte, die eigentliche eine Tanne ist. Handschuhe wären zu unbequem, und darum kommen Bad Oeynhausens Weihnachtsbaum-Verkäufer ohne zusätzlichen Handschutz aus. | © FOTO: PETER STEINERT

Frank Sielermann hantiert mit dieser Blaufichte, die eigentliche eine Tanne ist. Handschuhe wären zu unbequem, und darum kommen Bad Oeynhausens Weihnachtsbaum-Verkäufer ohne zusätzlichen Handschutz aus. | © FOTO: PETER STEINERT

11.12.2010 | 11.12.2010, 00:31

Bad Oeynhausen. Sicher kann man sich nie sein. "Es wird zu Hause schon Kritik geben", lacht der Bad Oeynhausener Detlef Palm. Dabei ist er vom Fach, verkauft seit 30 Jahren Tannenbäume. Schon vor Tagen hat er sich sein Exemplar gesichert. Frisch aus dem Lipperland. So, wie es die meisten Kunden mögen. "Knapp unter zwei Meter", sagt Palm, der zum Messen keinen Zollstock braucht. "Ich bin 1,97 Meter groß, mit ausgestrecktem Arm komme sich auf Zimmerhöhe." Seit dieser Woche läuft der Verkauf von Weihnachtsbäumen.

Wie bei Schlüter an der Bad Oeynhausener Hermann-Löns-Straße, wo die Preise stabil geblieben sind. "Der Baum kostet genau so viel wie im vergangenen Jahr", verspricht Detlef Palm, der einen schnellen Schlenker macht: "Beim gleichen Geld sind die Bäume aber nicht kleiner geworden." Anders als im Vorjahr dagegen sei das Angebot. "Wir werden gerade so hinkommen. Händler, die jetzt nachkaufen müssen, haben schlechte Karten."

Schlechte Karten hätten auch Kunden, die nicht sorgfältig genug hinschauten. "Männer kaufen schneller, Frauen sind wählerischer", hat der Schlüter-Fachmann festgestellt, der natürlich auch Bäume mit weit auseinanderliegenden Äste auf der Freifläche stehen hat. "Das sind Fußballbäume", sagt Palm und meint, dass ein Fußball zwischen den Ästen hindurchpasse.

Der Duft der Blautanne

Passen müsse es allerdings schon, später im Wohnzimmer. "Mal ist hier ein Ast zu kurz, ein anders Mal fehlt dort eine Nadel", Palm kenne die Kritik-Punkte. Und: "Es kommt mindestens einmal in der Adventszeit vor, dass ein Mann seinen Baum umtauschen muss."

Zumeist sind es Nordmanntannen, die Detlef Palm im Süden der Stadt einnetzt. Im Norden Bad Oeynhausens sieht es nicht anders aus. Frank Sielermann, Inhaber des Blumengeschäfts Kramer, schätzt, dass es bis zu 90 Prozent sind. "Dabei entfaltet eine Blautanne in der Wohnung so einen wunderbaren Duft."

Und da fängt es auch schon an, dass Tannen-Latein. Eine Blautanne ist in Wirklichkeit eine Fichte. Die trage im Gegensatz zur Nordmanntanne spitze Nadeln. "Daher die Grundregel", so Sielermann, "Fichte sticht, Tanne nicht." Serbische Fichten habe er noch im Angebot. "Die sehen von unten silbrig aus."

Ohne Handschuhe

Und Rotfichten. Doch die sind entgegen der Bezeichnung überall grün. "Das ist eigentlich der Ur-Weihnachtsbaum", weiß Frank Sielermann, der trotz des wunderbaren Dufts unter einer Nordmann-Tanne seine Geschenke auspacken wird. "Dann pieksen sich die Kinder nicht an den Nadeln", sagt der Volmerdingsener, dessen Hände sich längst an die spitzesten Nadeln gewöhnt haben, die in Wirklichkeit nun einmal Blätter sind.

Handschuhe und Detlef Palm? "Das wäre zu unbequem." Sagt es und steckt den nächsten Baum in den Trichter für das Netz. Kundin Magdalene Kaminski bezahlt und transportiert das gute Stück mit ihrem Mann ab. "Geschafft", sagt die Bad Oeynhausenerin genau 14 Tage vor dem Fest. "Wenn wir den Weihnachtsbaum haben, dann ist Ruhe."