Der Falsche Satansröhrling Boletus rubrosanguineus - Tintling
Der Falsche Satansröhrling Boletus rubrosanguineus - Tintling
Der Falsche Satansröhrling Boletus rubrosanguineus - Tintling
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Was ist eigentlich<br />
der <strong>Falsche</strong><br />
Satans-Röhrling<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong><br />
(Walty) ex Cheype?<br />
Von Frank Röger,<br />
Am Wasserwerk 16 c, 53840 Troisdorf.<br />
Alle Fotos vom Autor<br />
Eines der aufregendsten Erlebnisse im Leben<br />
eines Boletenfreundes ist sicherlich die<br />
Begegnung mit einem seltenen Rotporer.<br />
Während meiner Alpen-Urlaube im Oberbayrischen<br />
Mittenwald, das übrigens im<br />
wunderschönen Werdenfelser Land liegt,<br />
hatte ich immer wieder das große Glück<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong>, den <strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling,<br />
zu finden. Während meines<br />
letzten Mittenwald-Urlaubs Ende August bis<br />
Mitte September 2001 hatte ich sogar die<br />
Gelegenheit diesen interessanten Röhrling in<br />
Alle vier Bilder dieser Doppelseite zeigen den<br />
<strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> in<br />
verschiedenen Erscheinungsformen. Funddaten<br />
v.o.n.u.: MTB 8533/3 30.8.01, MTB 8533/3 2.9.01,<br />
rechte S: MTB 8533/1 30.8.01, MTB 8533/3 30.8.01<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 6
seiner gesamten Variationsbreite studieren zu<br />
können. Ich fand ihn in dieser Zeit gebietsweise<br />
in Mengen. Ich habe die Fruchtkörper nicht gezählt,<br />
aber es waren bestimmt weit über 200<br />
Stück. Ohne Zweifel erlebte ich den Maximalaspekt<br />
dieser Art. Das ergiebigste Fundgebiet lag<br />
gerade einmal 20 Minuten Fußmarsch<br />
von unserer Ferienwohnung<br />
entfernt. Es handelt sich um den Südosthang<br />
des Hohen Kranzberges,<br />
wo er inmitten von Horden des<br />
Hahnenkammes Ramaria botrytis,<br />
der Blutrotfleckenden Koralle Ramaria<br />
sanguinea und dem allgegenwärtigen<br />
Netzstieligen Hexenröhrling<br />
<strong>Boletus</strong> luridus in wunderschönen<br />
Stücken zu finden war. Ein fantastischer<br />
Anblick. Das Gebiet selber ist<br />
ein sehr lichter Altbuchenbestand<br />
auf Kalk, wohl ein ehemaliger Hutewald.<br />
Weitere Funde vom <strong>Falsche</strong>n<br />
Satans-Röhrling gelangen mir am<br />
Burgberg (2 Fundstellen) direkt südlich<br />
von Mittenwald, zwischen Elmau<br />
und Kranzbach (3 Fundstellen)<br />
und bei Kaltenbrunn (3 Fundstellen).<br />
Somit kann man sagen, dass<br />
diese ansonsten seltene Art im Mit-
Satansröhrling <strong>Boletus</strong> satanas Lenz MTB 5406/1 12.9.00<br />
tenwalder Raum<br />
nicht selten zu sein scheint. Ich fand ihn auch<br />
schon in der bei Boletenkennern sehr bekannten<br />
Parkanlage „Unter den Eichen“ in Wiesbaden<br />
(HELLER 1993). Im Spätsommer und Herbst 2002<br />
wurde <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> von T. MÜNZ-<br />
MAY, B. OERTEL und K. WEHR auch bei uns in<br />
der Eifel gefunden (3 Fundstellen) und somit erstmalig<br />
für die Eifel nachgewiesen. <strong>Der</strong> ein- oder<br />
andere Leser wird den Namen <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong><br />
(Walty) ex Cheype vielleicht etwas verwirrend<br />
finden, zumal diese Art unter dem Namen<br />
<strong>Boletus</strong> splendidus Martin viel bekannter ist.<br />
Da ich das Taxon splendidus für nicht eindeutig<br />
interpretierbar halte, entschied ich mich für den<br />
eindeutig definierten Namen <strong>rubrosanguineus</strong><br />
und schieße mich damit der Meinung GMIN-<br />
DERS (2000) an. Nachfolgend gebe ich eine Beschreibung<br />
meiner Funde.<br />
Hut jung halbkugelig mit zunehmendem Alter<br />
konvex bis polsterförmig, Durchmesser 7-19 cm,<br />
jung hellgraubraun mit zunehmender Reife ganz<br />
oder teilweise rosarot werdend, zuweilen auch<br />
ganz hellgraubraun bleibend. Hutoberfläche mit<br />
mehr oder weniger stark ausgeprägten schwärzlich<br />
schorfigen Flecken gesprenkelt oder feldrig<br />
aufreißend, Fraßstellen gelblich oder rötlich.<br />
Röhren zitronengelb, im Anschnitt blauend, mit<br />
zunehmender Reife olivlich. Röhrenboden gelb.<br />
Poren karminrot, in ganz jungem Zustand auch<br />
gelb, auf Druck blauend. Stiel 5-12 cm lang, 3-7<br />
cm im Durchmesser, jung dickbauchig oder keulig<br />
später zylindrisch, rot bis purpurrot, zur Stielspitze<br />
hin zunehmend gelblich, Stielnetz rot, zur<br />
Basis meist netzlos und dort samtig flockig, Fraßstellen<br />
zitronengelb. Basismyzel schwach gelblich.<br />
Fleisch blassgelb oder zitronengelb, im<br />
Schnitt im ganzen Fruchtkörper blauend, nach einigen<br />
Stunden schmutzig trübgelblich ausblassend,<br />
in der Stielbasis rötlich. Geruch, schwer zu<br />
sagen, nicht sehr intensiv, aber angenehm, ähnlich<br />
<strong>Boletus</strong> luridus, aber in keinster Weise wie in<br />
der Literatur schon mal angegeben nach Maggi<br />
riechend, auch getrocknet nicht. Sporenpulver<br />
olivbräunlich. Sporen spindelförmig, 11,5-18 x<br />
4,5-6,5 µm.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 8
Blasshütiger Purpur-Röhrling <strong>Boletus</strong> rhodoxanthus (Krombh.) Kallenbach MTB 5506/1 14.8.00<br />
Ähnlich ist der Satans-Röhrling <strong>Boletus</strong> satanas<br />
Lenz. Folgende Merkmale trennen diese Art von<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong>:<br />
Insgesamt kompakter, Hutdurchmesser bis 30<br />
cm, Stieldurchmesser bis 11 cm, der Stieldurchmesser<br />
beginnt beim Satans-Röhrling meist bei<br />
Dimensionen, wo sie beim <strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling<br />
enden. Die Hutfarbe ist oft fast kalkweißlich<br />
oder grauweißlich zuweilen mit Olivton. Interessant<br />
wird es dann, wenn <strong>Boletus</strong> satanas mit rötlichem<br />
Hutrand vorkommt (siehe Abbildung),<br />
was gar nicht so selten der Fall ist. Wenn aber alle<br />
anderen trennenden Merkmale genau beachtet<br />
werden, ist er mit dem <strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling<br />
nicht verwechselbar. Das Rot am Stiel ist meist<br />
nicht so dominant wie bei <strong>rubrosanguineus</strong>. Das<br />
Fleisch ist weniger gelb und blaut auch nicht so<br />
stark. der Geruch ist stärker ausgeprägt und ist<br />
eher unangenehm, schwer zu beschreiben, irgendwie<br />
urinartig, auch schon im Jungzustand.<br />
Noch ähnlicher ist der Blasshütige Purpur-Röhrling<br />
<strong>Boletus</strong> rhodoxanthus (Krombholz) Kallenbach.<br />
Unterscheidungsmerkmale zum <strong>Falsche</strong>n<br />
Satans-Röhrling sind:<br />
Hut jung meist weißlich, zuweilen auch schon<br />
ganz jung vollkommen schwach rosa überhaucht,<br />
meist aber erst bei zunehmender Reife.<br />
Die Hüte werden aber nie so kräftig rosarot wie<br />
beim <strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling. Die für <strong>rubrosanguineus</strong><br />
so typischen schwärzlich schorfigen<br />
Flecken auf der Hutoberfläche sind bei diesem<br />
Röhrling höchstens bei ganz alten Fruchtkörpern<br />
schon mal zu beobachten. Die Farbe der Poren ist<br />
ein kräftiges Blutrot. Bei keinem anderen Rotporer<br />
ist das Rot der Poren so intensiv ausgeprägt<br />
wie bei dieser Art. Dieser Farbkontrast heller Hut,<br />
roter Stiel in Verbindung mit den leuchtend rot<br />
gefärbten Poren machen ihn zu einem der attraktivsten<br />
Pilze unserer heimischen Pilzflora. Das<br />
schön zitronengelbe Fleisch blaut im Anschnitt<br />
nicht im ganzen Fruchtkörper, sondern nur im<br />
Hut und in der Stielspitze, außerdem ist die<br />
Blaufärbung nicht so intensiv wie bei <strong>rubrosanguineus</strong>.<br />
Die Sporen sind meist kürzer und<br />
schmaler. Meine Messungen ergaben folgende<br />
Werte: 10-15 x 3,5- 5 µm.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 9
<strong>Falsche</strong>r Satans-Röhrling <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> MTB 8533/4 28.8.01<br />
Eine weitere ähnliche Art ist der Blaufleckende<br />
Purpur-Röhrling <strong>Boletus</strong> rhodopurpureus Smotlacha.<br />
Die Unterschiede dieses Pilzes zum<br />
<strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling sind meiner Einschätzung<br />
nach stärker ausgeprägt als bei den vorangegangenen<br />
beiden Arten.<br />
Die Hutfarbe ist ziemlich variabel. Sie kann rosa<br />
Farbtöne zeigen, ja sogar violette (forma polypurpureus),<br />
oder auch gelbe (forma xanthopurpureus),<br />
manchmal auch ein Gemisch dieser Farben<br />
und noch weiterer (graubraun oder orangegelb)<br />
auf einem einzigen Hut. <strong>Der</strong> Stiel ist meist<br />
dominant gelb und nur die Stielbasis zeigt stärkere<br />
Rottöne. Bei <strong>rubrosanguineus</strong> dominieren die<br />
Rottöne und nur die Stielspitze zeigt zunehmend<br />
Gelbtöne. <strong>Der</strong> Blaufleckende Purpur-Röhrling ist<br />
außerordentlich druckempfindlich. Frische<br />
Fruchtkörper blauen auf Druck augenblicklich intensiv<br />
in allen Teilen, ganz besonders stark am<br />
Hutrand. Diese Blaufärbung steigert sich nach<br />
kurzer Zeit sogar in ein tiefes Schwarz, so dass die<br />
ansonsten wunderschönen Fruchtkörper dann<br />
sehr unansehnlich erscheinen. Auch die blaue<br />
Fleischverfärbung ist intensiver als bei allen hier<br />
besprochenen Arten. Auf diesen hochinteressanten<br />
Röhrling werde ich in einem späteren <strong>Tintling</strong><br />
näher eingehen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Falsche</strong> Satans-Röhrling ist von SINGER und<br />
KUTHAN in eine Laubwaldsippe <strong>Boletus</strong> splendidus<br />
Martin ssp. splendidus Sing. & Kuthan und<br />
in eine Nadelwaldsippe <strong>Boletus</strong> splendidus Martin<br />
ssp. moseri Sing. & Kuthan aufgespalten worden<br />
und sollen sich neben unterschiedlichen Mykorrhizapartnern<br />
noch durch geringfügig unterschiedlich<br />
breite Epikutishyphen unterscheiden.<br />
Na ja, wer suchet der findet und mache daraus<br />
dann zwei Subspecies. Bei meinen zahlreichen<br />
Aufsammlungen ist es mir nicht gelungen reine<br />
Laubwaldkollektionen (unter Rotbuche) von reinen<br />
Nadelwaldkollektionen (unter Fichte) zu<br />
trennen und halte es daher für sehr fragwürdig ob<br />
die Aufspaltung in zwei Unterarten überhaupt<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 10
aufrecht zu erhalten ist.<br />
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, was eigentlich<br />
der LeGal’s Purpur-Röhrling <strong>Boletus</strong> legaliae<br />
(Pilát) Blum ist. Dieser Röhrling soll sich durch eine<br />
mehr ins orange gehende Stiel- und Porenfarbe<br />
und nicht schwärzlich schorfige Hutoberfläche<br />
von <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> unterscheiden.<br />
Ob diese geringen Unterschiede für eine Artabgrenzung<br />
ausreichen oder noch Variationsbreite<br />
einer Art darstellen ist schwer zu beantworten.<br />
Ich tendiere eher dazu, das alles noch Variationsbreite<br />
einer Art zu nennen und sehe diesen<br />
Pilz nur als ein Synonym von <strong>rubrosanguineus</strong><br />
an. In der Literatur wurde <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong><br />
selbst von erfahrenen Mykologen des öfteren<br />
fälschlicherweise als <strong>Boletus</strong> rhodopurpureus<br />
abgebildet, was letztlich immer wieder zur<br />
Verwirrung bei den Purpur-Röhrlingen führte.<br />
Die Abbildung von <strong>Boletus</strong> rhodopurpureus bei<br />
BREITENBACH & KRÄNZLIN (1991: NR. 18) in<br />
„Pilze der Schweiz Band 3“ zeigt ganz eindeutig<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong>.<br />
Bei<br />
dem linken Exemplar<br />
erkennt<br />
man auf dem<br />
graubraunen<br />
Hut gut die gesprenkelt<br />
schorfige<br />
Hutoberfläche.<br />
Das<br />
rechte Exemplar<br />
hat einen<br />
dominant roten<br />
Stiel und zeigt<br />
kaum bläuliche<br />
Verfärbung was<br />
bei einem rhodopurpureus<br />
nach Herausheben<br />
aus dem<br />
Substrat an<br />
Berührungsstellen<br />
augenblicklich<br />
einsetzen<br />
würde. Dies alles<br />
spricht für<br />
<strong>rubrosanguineus</strong>.<br />
Gleiches gilt<br />
auch für die bei<br />
GERHARD<br />
(1997, S.470)<br />
abgebildeten<br />
<strong>Boletus</strong> rhodopurpureus. Auch diese beiden<br />
Fruchtkörper zeigen eindeutig den <strong>Falsche</strong>n Satans-Röhrling.<br />
Selbst in Monographien wurde für<br />
Verwirrung gesorgt. So bildet GALLI (1998,<br />
S.227) einen typischen <strong>rubrosanguineus</strong> mit<br />
schwärzlich schorfig gesprenkelter Huthaut und<br />
dominat rotem Stiel ab und nennt ihn unrichtigerweise<br />
<strong>Boletus</strong> rhodopurpureus fo. polypurpureus.<br />
Wie groß das Verwirrspiel ist zeigt sich in<br />
der Südwestdeutschen Pilzrundschau (BOLL-<br />
MANN 1983, S.6), dort werden Rotporer abgebildet<br />
und <strong>Boletus</strong> rhodopurpureus var. <strong>rubrosanguineus</strong><br />
genannt, die selbe Abbildung findet<br />
sich auch in „Die Großpilze Baden-Würtembergs<br />
Band 2“ (GMINDER in KRIEGLSTEINER 2000,<br />
S.221), hier werden die Pilze allerdings richtigerweise<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> genannt.<br />
Ich könnte das jetzt mit weiteren Beispielen so<br />
weiter führen, aber ich denke, dass der Leser die<br />
Problematik erkannt hat. Doch jetzt zur Ökologie<br />
dieser <strong>Boletus</strong>art.<br />
Blaufleckender Purpur-Röhrling <strong>Boletus</strong> rhodopurpureus MTB 5308/3 2.8.98<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 11
Im Gegensatz zu den wärmeliebenden Arten <strong>Boletus</strong><br />
satanas, <strong>Boletus</strong> rhodoxanthus und <strong>Boletus</strong><br />
rhodopurpureus die bei uns in Mitteleuropa nur<br />
in thermophilen Laubwäldern auf kalkhaltigen<br />
Böden vorkommen, verhält sich <strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong><br />
nach meiner Beobachtung nicht wärmeliebend.<br />
Überhaupt zeigt dieser Röhrling eine<br />
wesentlich größere ökologische Amplitude als<br />
die anderen drei Arten. So fand ich ihn im Mittenwalder<br />
Raum sowohl an warmen sonnigen<br />
Südhängen, als auch an kühlen schattigen Nordhängen.<br />
Mehrere Fundstellen liegen in Bergmischwäldern<br />
mit Fichten, Tannen, Buchen und<br />
Bergahörnern aber auch in reinen Buchenbeständen.<br />
Mir gelangen auch einige Aufsammlungen<br />
unter Solitär-Fichten auf Magerwiesen. Somit<br />
kann ich mit Sicherheit sagen, dass der <strong>Falsche</strong><br />
Satans-Röhrling ein Mykorrhizapilz der Buche<br />
und der Fichte ist, die Tanne ist als Mykorrhizapartner<br />
auch nicht ganz auszuschließen. Die Eiche<br />
sagt ihm als Baumpartner ebenfalls zu, denn<br />
in der Wiesbadener Parkanlage „Unter den Eichen“<br />
fruktifizierte er unter dieser Baumart. Zwei<br />
der drei Eifel-Fundstellen liegen in Kalk-Buchenwäldern,<br />
die dritte in einem Eichen-Buchenbestand<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls auf<br />
Kalkboden. Bei den Mittenwalder Lokalitäten<br />
handelt es sich ausnahmslos um Kalkstandorte.<br />
Die Wiesbadener Fundstelle wird noch etwas widersprüchlich<br />
interpretiert. HELLER (1993) ist auf<br />
Grund eigener Boden-pH-Messungen der Ansicht,<br />
dass der Eichen-Park auf saurem Boden<br />
stockt. HAHN (2001) stellte bei pH-Messungen<br />
Begriffserklärung<br />
Epikutis: Außenhaut<br />
Hyphe: Faden, Pilzfaden<br />
Monographie: Einzelbeschreibung, z.B. einer<br />
Pilzgattung<br />
Sippe: Bezeichnung für eine Organismengruppe<br />
gemeinsamer Abstammung, die sich durch<br />
das konstante Auftreten bestimmter Merkmale<br />
von anderen Gruppen unterscheidet<br />
Subspecies: Unterart<br />
Synonym: nomenklatorisch ungültiger weiterer<br />
Name eines Taxons<br />
Taxon: genauer umschriebene nomenklatorische<br />
Einheit beliebiger Rangstufe<br />
thermophil: wärmeliebend<br />
fest, dass der Boden dort zum Teil recht hohe pH-<br />
Werte aufwies und somit auch das Vorkommen<br />
der kalkholden <strong>Boletus</strong>arten erklären würde. Aufgrund<br />
der auffallenden Präferenz für Kalkstandorte<br />
glaube ich, dass der <strong>Falsche</strong> Satans-Röhrling<br />
kalkliebend ist. Die Erscheinungszeit fällt in den<br />
für Boleten üblichen Zeitraum von Mitte Juli bis<br />
Ende September.<br />
Ziel dieser Arbeit war es, meine Sichtweise über<br />
<strong>Boletus</strong> <strong>rubrosanguineus</strong> darzulegen, die Variationsbreite<br />
dieser Röhrlingsart zu zeigen und auf<br />
Verwechslungsmöglichkeiten mit ähnlichen Arten<br />
hinzuweisen.<br />
Zum Schluss möchte ich es nicht versäumen meinen<br />
Pilzfreunden Thomas Münzmay, Bernhard<br />
Oertel und Karl Wehr für deren bereitwillige Auskünfte<br />
zu den Eifel-Fundorten zu danken.<br />
Literatur:<br />
Alessio, C. L. (1985): <strong>Boletus</strong> Dill ex L. (s.l.<br />
Bollmann, A. (1983): Pilzportrait Nr. 13/14: Die<br />
„Purpurröhrlinge“... Südwestdeutsche Pilzrundschau<br />
1983/2: 5-9.<br />
Breitenbach, J. & F. Kränzlin (1991): Pilze der<br />
Schweiz Band 3.<br />
Engel, H. et al (1983): Dickröhrlinge. Die Gattung<br />
<strong>Boletus</strong> in Europa.<br />
Galli, R. (1998): I Boleti.<br />
Gerhard, E. (1997): <strong>Der</strong> große BLV Pilzführer für<br />
unterwegs.<br />
Gminder, A. (2000): Boletales. In Krieglsteiner G.<br />
J. (Hrsg.) Die Großpilze Baden-Württembergs<br />
Band 2: 204-349.<br />
Gminder, A. (2002): Die rotporigen Röhrlinge -<br />
eine Übersicht. Südwestdeutsche Pilzrundschau<br />
2/2002: 49-54.<br />
Hahn, C. (1999): Pilze im „Fünf-Seen-Land“. <strong>Der</strong><br />
<strong>Tintling</strong> 2/1999: 9-17.<br />
Hahn, C. (2001): Großpilze als Bodenindikatoren?<br />
Betrachtungen am Beispiel der Gattung<br />
<strong>Boletus</strong> mit Gedanken zur ökologischen Kartierung.<br />
Südwestdeutsche Pilzrundschau 2/2001:<br />
41-45.<br />
Heller, F. (1993): Boleten in der Parkanlage „Unter<br />
den Eichen“. Südwestdeutsche Pilzrundschau<br />
2/1993: 40-43.<br />
Kajan, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon<br />
Singer, R. (1967): Die Röhrlinge, Teil 2.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tintling</strong> 1 (2003) Seite 12